Gen-Maisfelder auf dem Vormarsch: In den USA schon häufiger als „normaler“ Mais

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Washington D.C. (USA), 19.10.2005 – Nach einem neuen Report des National Agricultural Statistics Service (NASS) wird in den USA inzwischen mehr gentechnisch veränderter Mais angebaut als konventioneller Mais. In Europa sieht die Situation gänzlich anders aus. Trotz nur vereinzelter Anbauflächen mit gentechnisch veränderten Organismen (GVO) wird das Thema heftig diskutiert.

Weltweit werden in 17 Ländern auf 81 Millionen Hektar gentechnisch veränderte landwirtschaftliche Erzeugnisse angebaut. An erster Stelle steht Soja, das bereits 87 Prozent der insgesamt für den Sojaanbau genutzten Anbauflächen mit gentechnisch verändertem Saatgut belegt. Die zweitwichtigste GVO-Pflanze ist Mais. Gentechnisch veränderter Mais wird weltweit auf 19 Millionen Hektar Ackerfläche angebaut. Im Jahr 2005 übertraf der Anbau von Gen-Mais in den USA erstmals den Anbau von konventionellem Mais. Danach folgen Baumwolle (neun Millionen Hektar) und Raps (vier Millionen Hektar) weltweit.

In den USA wird die Frage nach der Sinnhaftigkeit des GVO-Anbaus kaum diskutiert. Die Landwirte versprechen sich davon eine geringere Anfälligkeit gegenüber Schädlingen. In Europa hat der Anbau von gentechnisch veränderten Kulturpflanzen einen wesentlich geringeren Umfang. In ganz Europa handelt es sich um 60.000 Hektar Bodenfläche, die mit Gen-Mais bebaut wird. In Deutschland gibt es nur vereinzelt Versuchsfelder, auch diese lösten bereits heftige Proteste aus. Österreich ist noch frei von gentechnisch verändertem Mais.

Nach einem Bericht von Greenpeace, der am Dienstag in Moskau vorgelegt wurde, stoßen gentechnisch veränderte Produkte in Polen und Russland nicht nur bei Konsumenten, sondern auch in der Lebensmittelindustrie auf wachsende Ablehnung. In Polen wollen 76 Prozent der Konsumenten keine Lebensmittel mit gentechnisch veränderten Zutaten. Nach Angaben von Greenpeace verzichteten 40 russische Lebensmittelunternehmen inzwischen freiwillig auf die Verwendung gentechnisch veränderter Zutaten bei der Lebensmittelherstellung.

Anfang des Monats hatte der Europäische Gerichtshof (EuGH) dem österreichischen Gentechnikverbot die Rechtsgrundlage entzogen, nachdem zuvor die Europäische Kommission ein solches Verbot für unzulässig erklärt hatte. Damit wurde dem GVO-Anbau zumindest juristisch der Weg geebnet. Trotzdem gibt es aufgrund der hohen Sensibilität in der europäischen Öffentlichkeit bei diesem Thema nur zaghafte Versuche, den Anbau gentechnisch veränderter Produkte auszuweiten. Innerhalb der EU wurde allerdings eine strenge Kennzeichnungspflicht für gentechnisch veränderte Futtermittel eingeführt. Für Bauern, die beispielsweise bei der Fütterung ihrer Tiere auf gentechnikfreie Produkte setzen, wird die Situation jedoch immer schwieriger, da Sojaschrot kaum noch gentechnikfrei zu bekommen ist. Nur 15.000 des 550.000 nach Österreich importierten Sojaschrots ist „gentechnikfrei“.

Nach dem EuGH-Urteil gehen Österreichs Politiker einen anderen Weg, um den GVO-Anbau zu erschweren. Mit einem Gentechnik-Vorsorgegesetz wurden strenge Auflagen für den Anbau von Gen-Mais und anderen GVO-Produkten erlassen, die den Bauern zum Beispiel große Abstände zu anderen Feldern auferlegen.

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Quellen